Mischkalkulation

Wieder ein paar Monate sind ins Land gegangen und ich habe tatsächlich kaum noch mit der „richtigen“ Digitalkamera, meiner OM-D, fotografiert. Zu der Minolta ist eine Nikon FE2 hinzu gekommen, mit der einen oder andere Festbrennweite, mit der ich auch schon vor ca. 35 Jahren fotografiert habe. Dazu habe ich die Mittelformat Mamiya 645 Pro ebenfalls wieder aktiviert. G.A.S. lässt grüßen – wem das nichts sagt, es handelt sich um das „gear acquisition syndrome“, also den Drang, immer neue Ausrüstungsgegenstände zu kaufen, um die Ausrüstung zu erweitern. Aber Spaß beiseite, das analoge Fotografieren macht mir wieder richtig Spaß. Die Urlaubsbilder sind fast alle analog entstanden und durch den Entwicklungsservice meinfilmlab.de auch letztlich auf meiner Festplatte gelandet.

Da ich immer noch alles Zeugs im Keller hatte, um Filme selbst zu entwickeln, habe ich mir inzwischen auch wieder Chemikalien zugelegt und die ersten Filme selbst entwickelt. Als ich die ersten beiden Filme in der Dose hatte, meinte mein 15 jähriger Sohn zu mir „Papa, Du freust Dich ja wie ein kleines Kind“. Da hat er mir mal wieder den Spiegel vorgehalten und es hat mich sehr gefreut und mir bewusst gemacht, dass die „alte“ Art zu fotografieren doch noch ihre Berechtigung für mich hat. Die Vorfreude auf die Bilder war durch die „Digitalitis“ vollkommen in Vergessenheit geraten und ist mir jetzt aber wieder sehr wichtig.

Warum aber jetzt „Mischkalkulation“? Meine Digitalkameras habe ich selbstverständlich nicht entsorgt und die Akkus sind auch immer voll, sodass ich sie jederzeit zur Hand nehmen kann. Beide Arten in friedlicher Koexistenz ist mein Weg. Durch die anfängliche Analogbegeisterung ist das Digitale zwar etwas in den Hintergrund getreten, aber das wird auch sicherlich wieder anders. Sollte ich auftragsbezogen fotografieren, sei es bei Feiern, Hochzeiten oder was auch immer, werde ich den Vorteil der digitalen Fotografie sicherlich nicht übergehen und der analogen Fotografie den Vorzug geben. Ist halt wirklich doof, wenn man eine Woche nach der Hochzeit feststellt, dass die Bilder leider alle nichts geworden sind, weil die Kamera einen Transportschaden hatte oder der Belichtungsmesser doch nicht sauber gearbeitet hat.

Im Sommerurlaub habe ich die Mischkalkulation aber noch weiter getrieben, als ich jemals gedacht habe. Vor einigen Monaten habe ich ein neues Smartphone bekommen, welches auch noch eine exzellente Kamera inne hat. Im Urlaub hatte ich nur eine Analoge und das Smartphone mit. Und am Ende war das für mich eine perfekte Symbiose. Ich habe alle Bilder machen können, die ich meinte machen zu müssen. Wenn ich keine Lust auf die „große“ Kamera hatte, war trotzdem das Smartphone immer dabei und hat qualitativ gute Bilder ermöglicht. Und die Vorfreude auf die vielen Filme war auch wieder da und hat sehr viel Spaß gemacht.

Der Nebeneffekt ist dazu noch die Tatsache, dass ich analog nicht wie bekloppt auf den Auslöser drücke und anschließend in massenhaft Bildern ersaufe, sondern gerade mit der Analogen wieder wesentlich überlegter vorgehe und deutlich „entschleunigter“ fotografiere. Also bisher alles perfekt und meiner Ansicht nach genau die richtige Entscheidung.

Bisher habe ich noch nicht einen ernsthaften Gedanken daran verschwendet, auch wieder Bilder am Vergrößerer abzuziehen, aber letztlich möchte ich das im Moment zumindest perspektivisch auch nicht mehr ausschließen. Zurzeit wird nach der Schwarzweiß Filmentwicklung selbst oder bei C41 und E6 Filmen von meinfilmlab.de gescannt und anschließend die Bilder gedruckt oder beim entsprechenden Dienstleister drucken lassen.

Es gibt aktuell offensichtlich im Internet sehr viele Quelle, aus denen man schöpfen kann, um sich wieder oder neu in die Thematik einzuarbeiten. Facebook, Kwerfeldein, viele private Blogs oder auch Foren bieten hier viel. Zudem sind analoge Kameras bei eBay teilweise sehr günstig zu erstehen, obwohl das durch die Nachfrage zur Zeit zumindest wieder etwas relativiert wird. Eine Hasselblad war früher teuer, eine Zeit wollte sie kaum einer haben und jetzt ist sie halt wieder teuer.